Mit der ersten Prüfung am Institut für Jugendarbeit in Gauting dürfen sich nun elf Teilnehmer/innen Budosport-Pädagogin bzw. Budosport-Pädagoge nennen. Die Teilnehmer kamen aus den unterschiedlichsten Feldern der Sozialen Arbeit und verschiedenen Budosportarten. Die seit 2012 stattfindende berufsbegleitende Ausbildung zum/zur Budosport-Pädagogen/in nutzt Kampfsport und Kampfkunst als Medium, um soziale Kompetenzen zu erwerben. Viele Kampfsportschulen suchen ständig nach neuen Möglichkeiten, Schüler zu generieren. Besonders groß ist der Zulauf an Kindern und das schon im Vorschulalter. Und hier sollte der Budosport mehr sein als ein Wettkampf oder ein Bewegungsangebot. Die Lösung heißt nicht die Vermittlung der Werte, die in allen Umfragen durch alle Schichten hindurch spürbar nachgelassen hat, sondern den Schülern die Teilhabe zu ermöglichen, sich physisch wie psychisch auszuprobieren und das unter fachlicher Aufsicht. Ebenso haben viele Institutionen ein großes Interesse, durch bestimmte pädagogische Bewegungsangebote Schüler zu erreichen, die sonst nur schwer erreichbar sind.
Kai Kirbschus vom Institut für Vermittlungskompetenz an der Sporthochschule Köln zeigt auf, dass körperbetonte Wettkampfarten wie Kickboxen, aber auch Systeme mit deutlich weniger Kontakt, vor allem die Konzentrationsfähigkeit verbessern. Sie vermitteln Respekt dem Gegner gegenüber. Auch die Aggressionskontrolle ist bei den Kampfsportlern von besonderer Bedeutung, da wir eine große Verantwortung gegenüber unseren Kampfpartnern haben. Menschen, die Kampfsport betreiben, seien deshalb auch im Alltag häufig ausgeglichener, sagt Kirbschus.
Genau betrachtet, kommt es nicht auf den Kampfsport oder die jeweilige Kampfkunst an, sondern durch wen und wie sie vermittelt wird.
Im Folgenden möchte ich die Abschlussrede des Budosport-Pädagogen André Ulrich zitieren, der die Ausbildung noch einmal zusammenfasst:
Ab heute dürfen wir uns Budosport-Pädagoginnen und Budosport-Pädagogen nennen. Für unseren Titel wurden wir sehr gut vorbereitet und ausgebildet. Auf unserem Weg hierher haben wir gemeinsam viel Sinnvolles und Unsinniges gesprochen, gelacht, gespielt, gekämpft und geschwitzt, gegessen, wenig geschlafen und viel geschrieben... und natürlich unglaublich viel gelernt.
Mit dem Titel Budosport-Pädagoge übernehmen wir heute eine besondere Verantwortung. Nun haben wird das fundierte Wissen, was wir mit der Kampfkunst auslösen und bewirken können.
Wir nennen uns Budosport-Pädagogen! Wir haben es „gut gemacht!“ und haben uns den Titel verdient. Nach so einer langen und intensiven Lernphase muss man sich natürlich ausruhen... Doch im Nacken sitzt uns ein besonderer Auftrag: Dieser Auftrag ist nicht vom Himmel gefallen. Dieser Auftrag wurde uns nicht von Meistern erteilt. Dieser Auftrag ist nicht von Amtswegen. Es ist ein gesellschaftlicher Auftrag! Die Gesellschaft schaut auf uns, denn wir nennen uns Pädagogen. Es ist ein wesentlicher Zusatz des Titels. Der Auftrag lautet: Menschen zu erziehen und zu begleiten.
Und dem müssen wir mittels der Budosport-Pädagogik gerecht werden. Ich appelliere an uns alle, alles zu tun, um gewissenhaft und professionell mit dieser Verantwortung umzugehen.Wir haben jetzt den “point of no return” erreicht. Jetzt können wir nicht mehr umkehren. Ich hoffe, dass jeder mit dem gesellschaftlichen Auftrag umgehen kann und Chancen in jeder bevorstehenden Herausforderung erkennt und diese aktiv nutzt. Ich wünsche uns allen viel Durchhaltevermögen und Ideenvielfalt, um die Budosport-Pädagogik leben zu können.
Buchvorstellung
von Budopädagoge Uwe Mandler
Stellt euch vor, dass ihr bei all der Literatur, die ein Kickboxer im Jahr so konsumiert, ein Buch findet, das ihr den Eltern eurer Schüler empfehlen könnt und damit gleichzeitig eurem gesellschaftlichen Auftrag nachkommt, Werte zu vermitteln. Wie zum Beispiel: „Wir sind alle verschieden und jeder hat das Recht verschieden sein zu dürfen. “Übrigens hat der Deutsche Fußballverband vorgemacht, wie es gehen kann. Mit „Respekt“ und „Vielfalt“ wird seine Außenwirkung positiv verstärkt. So etwas würde der WAKO Deutschland auch gut zu Gesicht stehen.
Zum Buch selbst:
In diesem Buch geht es darum: Bilder, Comics, Fotos, lustige und nachdenkliche Texte und Geschichten, die anregen, Menschen neu und anders zu betrachten. Sie zeigen, dass wir viel mehr gemeinsam haben als uns unterscheidet. Und sie machen Mut, so zu sein, wie man ist, und andere sein zu lassen, wie sie sind – normal eben und ganz besonders. Wenn ihr das Buch gelesen habt, werdet ihr wissen, wie ihr es dann letztlich einsetzen könnt.
„ICH SO DU SO“ (Labor Ateliergemeinschaft),
Beltz und Geldberg Verlag
ISBN 978-3-407-82316-8
Quelle:
WOK - Word of Kickboxing. Das Magazin der Kickbox-, Sportkarate- und Box-Welt. Auagabe Nr. 79
Autor